Die Bremsenbude

- Das Steuerventil EMV 10 -

Der Bedarf für neue Einfachsteuerventile wurde auch an den Fahrzeugen der Deutschen Reichsbahn absehbar. Die schiebergesteuerten Einfachsteuerventile waren in der Aufarbeitung sehr teuer geworden, zum anderen sollte bei Neubaufahrzeugen natürlich dem aktuellen Stand der Technik in Bezug auf neue Komponenten Rechnung getragen werden.

Warum denn nun noch eine neue Bauart?

Diese Frage wird man sich unweigerlich stellen, wurde doch durch die Knorr-Bremse in München bereits die Bauart Fe 115 als Ersatzventil gefertigt. Es wäre möglich gewesen, diese Bauart in Lizenz in der DDR zu fertigen oder direkt zu beziehen.

Das Problem war die permanente Devisenknappheit der DDR. Eine Lizenzfertigung wie auch ein direkter Import der Steuerventilbauart Fe 115 war finanziell nicht machbar. Im Jahre 1961 wurden auf der Wirtschaftskonferenz des Zentralkomitees der SED und des Ministerrates Maßnahmen zur "Störfreimachung" der Wirtschaft der DDR beraten. Damit ist die weitgehende Unabhängigkeit der DDR von sogenannten NSW-Importen (NSW= nicht sozialistisches Wirtschaftsgebiet) gemeint. In dieser Zeit bestand ja noch die Phase des kalten Krieges, wo man der anderen Seite alles zutraute.

Im VEB Berliner Bremsenwerk begannen Anfang der siebziger Jahre  die Entwicklungen eines neuen, membrangesteuerten Einfachsteuerventils. Für die einzelnen Komponenten bediente man sich auch einiger Teile des Steuerventils KE, welches in der DDR in Lizenz gefertigt wurde. Es konnten so Entwicklungskosten gespart werden.

Steuerventil EMV 10, Vorderansicht

Das Steuerventil EMV 10 wurde konstruktiv so bemessen, daß es ebenfalls an den Ventilträger der alten Einfachsteuerventile angebaut werden konnte. Vorangegangene Untersuchungen der VES-M in Halle/Saale an allen Triebfahrzeugen der Deutschen Reichsbahn waren bereits erfolgt. Diese Maßnahme wurde notwendig, da das Steuerventil EMV 10 voluminöser durch einige seiner Bauteile ist, als das alte Einfachsteuerventil. 

Steuerventil EMV 10, Vollschnitt

Somit ist das Rätsel um den Unbekannten aus "Ost-Berlin" gelöst, was mache Privat- und auch Museumsbahn nach der Wende mit dem Erwerb von DR-Triebfahrzeugen hatte.